Haley blieb allein in der Wohnung zurück. Gut...Fey hatte ihr vorenthalten, dass sie Dantes Tochter war, aber Haley hätte Rafael dann auch ausprechen lassen können, denn sie wusste genau, was er sagen wollte. ABer das Blutbad wollte sie dann auch nicht in ihrer Wohnung haben.

Rafael war auf dem Weg durch die Straßen und konnte sich das breite Grinsen nicht aus dem Gesicht putzen. "Dantes kleines Mädchen...Nicht schlecht. Echt nicht schlecht" murmelte er vor sich hin und strich abwesend über den Lauf der Waffe, die er in der Hand hielt. "Das könnte jetzt wirklich noch interessant werden."

Während Haley nur langsam Schritt für Schritt zurück ging und um ihr Leben zu fürchten hatte, schien Rafael das ganze doch recht zu amüsieren. "So hab ich dich ja ewig nicht gesehn, Dante. Allgemein ist unser letstes Treffen ziemlich lange her. Wann war das letzte Mal? Vor...fast auf den Tag genau sieben Jahren?", fragte er und sein schiefes Grinsen verschwand auch nciht, als seine Schwester dem Tod fast schon ins Auge blicken musste.

Rafael zuckte mit den Schultern. "Tut mir leid, Fey. Aber deine Mutter habe wirklich ich auf dem Gewissen. Wärst du ein Mensch, würde ich mich ja dafür entschuldigen, aber Dämonen zu töten war auch damals schon mein Beruf. Daher kann ich nur sagen, dass ich nichts bereuhe. Dafür kenne ich dich einfach zu wenig", erklärte er sich Fey. Dann wandte er sich an Dante. "Und dass du jetzt meine Schwester töten willst ist ja auch verständlich, Dante. Aber das lass ich dir nicht durchgehen. Bestien wie ihr haben unser Leben zerstört und uns alles genommen. Und Haley hat verdammt noch mal schon genug gebüßt. Lass deinen Frust raus, aber nicht an ihr."

Haley war komplett aus dem Takt, als sie plötzlich in ihrer Wohnung stand, wo Fey sich erstmal setzte. Eine Sekunde war Haley wie erstarrt, dann ging sie hoch wie eine Bombe. "Bist du wahnsinnig? Rafael ist noch da! Wieso hast du mich da weggeholt?!" Schnell ging sie in ihr Schlafzimmer und holte ein kleines Arsenal an Messern und einen Colt hervor, der mit geheiligtem Silber geladen war. Dann stand sie schon wieder in der Tür. "Ich weiß ja nicht, was du jetzt machst, aber ich bin weg." Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stürmte aus der WOhnung, durch die Straßen und zurück zur Lagerhalle. Der Weg war weit, aber sie schaffte es ohne Probleme.

"Was Rafael getan hat, war vielleicht falsch, aber du musst auch versuchen, uns zu verstehen. Und ich werde Rafael nciht sterben lassen. Er ist alles, was ich noch habe. Und wenn wir sterben müssen, dann auch zusammen." Damit ging Haley an Fey vorbei in die Halle, wo ihr Bruder noch immer an die Wand geheftet war und wo Dante ihm bedrohlich auf den Pelz rückte.Eines von Haleys Messern flog durch die Luft und blieb vor Dante im Boden stecken. "Dante!", brüllte sie durch die Halle und ging dann auf ihn zu, mit einem Messer in der einen Hand und ihrem Colt in der anderen. Dann baute sie sich zwischen den beiden Männern auf. "Lass Rafael in Ruhe. Ich bitte dich." Damit ließ sie ihre Waffen vor Dantes Füße fallen und trat einen Schritt zurück in Richtung ihres Bruders. "Er hat einen Fehler gemacht, den ich ihm auch nicht verzeihen würde, aber auch Selbstjustiz würde nichts mehr an dem ändern, was geschehen ist."

Rafael zog eine Augenbraue hoch. "Na wenn das mal nichts ist. Sonst haben dein Vater und ich uns gegenseitig gejagt und jetzt willst du mir helfen?", fragte er skeptisch.
Haley trat zu ihm heran. "Nimm an, Rafael. Fey hat recht. Auch du hast Fehler gemacht, die nicht mehr zu ändern sind. Aber sie kann zumindest verhindern, dass du in der Zukunft Mist baust."
Rafael lachte trocken. "Klingt ja so weit ganz nett. Nur hab ich da zwei kleine Probleme. Zum einen glaube ich, dass der gute Dante gehörig was dagegen hat und zum anderen arbeite ich allein."
"Du dämlicher Vollidiot! Muss ich dir erst den Schädel spalten, damit du mal vernünftig wirst?"
Wieder lächelte Rafael nur und sah dann zu Dante. "Mal ehrlich. Du bist ja eine ZU verlockende Beute, wenn ich dich mal so bezeichnen darf. Aber ich glaube, wenn wir ernsthaft aneinander geraten, steht im Nachhinein keiner von uns wieder auf. Was meinst du?"

"Wär doch mal interessant", meinte Rafael mit einem breiten Grinsen, zog seine Waffen und ging auf Dante zu. Wieder stellte sich Haley dazwischen und hielt ihm nun ihre eigene Pistole vor die Nase, die sie wieder aufgehoben hatte. "Du beschissener Egoist! Kannst du auch mal drüber nachdenken, was du damit anrichtest, wenn du hier verreckst?" Rafael schob sie bei Seite. "Lass gut sein Haley. Früher oder später kriegt mich eh einer dran."
"DU HAST ES VERSPROCHEN RAFAEL!", schrie sie nun und ihre Hände, mit denen sie die Waffe umklammerte, zitterten. Rafael blieb stehen. "Du hast es versprochen", wiederholte sie leise und ihre Stimme brach weg. Dann begannen Tränen über ihre Wangen zu laufen. Rafael sah erst auf seine Waffen, dann zu Dante und sein Blick verriet Unentschlossenheit. Schließlich seufzte er ergeben. "So gern ich dich auch gern umlegen würde, Dante... Muss ich doch leider passen. Dein Glück", meinte er mit einem schiefen, aber dennoch versöhnlichen Lächeln. Dann drehte er sich zu Haley um und nahm ihr die Waffe so leicht aus der Hand, als würde sie nur von einem Kleinkind gehalten. "Und du, lass den Blödsinn. Wir wissen doch beide, dass du nicht schießen kannst", meinte er und nahm seine kleine Schwester kurz in den Arm. Danach drehte er sich nochmal zu Dante um. "Vielleicht diskutieren wir beide das ein ander Mal aus. Aber jetzt geh ich erstmal nach Hause. Machs gut." Damit wandte er sich ab und verließ mit Haley die Halle. Als er aber noch an Fey vorbei ging, hielt er ihr einen Zettel mit seiner Telefonnummer hin. "Du bekommst es wahrscheinlich ohnehin mit, wenn ich wieder jagen gehe. Meld dich dann und sag mir, ob ich nicht einen Fehler mache. " Damit verschwanden die beiden aus der Halle.

Rafael brachte Haley zu sich nach Hause. Seine Wohnung unterschied sich zwar in Größe und Schnitt nicht sonderlich von Haleys, aber seine Wohnung war im Grunde noch leerer. Es gab kein Gespräch mehr. Das war nicht nötig. Sie gingen beide in Rafaels Schlafzimmer und legten sich in das große Bett, wo sich Haley dann an ihren Bruder kuschelte, so wie sie es früher immer getan hatte.