"Bring mich einfach nur nicht um. Das würde mir schon reichen. Wenn du nebenbei das Loch flicken willst, dann tu dir keinen Zwang an. Viel Freude." Haley nahm ihre Hand von der Wunde, die sie so vergeblich vom Bluten hatte abhalten wollen, und wartete ab, was passierte.

Haley biss die Zähne zusammen als ihr Fleisch gefühlt zusammengeschweißt wurde, aber als die andere ihre Hände wieder weg nahm, war das loch verschwunden und tat kaum noch weh. "Danke", murmelte sie nur erstaunt und stand auf. Kurz befühlte sie noch die eben verheilte Ex-Wunde und winkte die andere dann hinter sich her. "Na gut. Dann komm mit. Ich bring dich hier weg."

"Tja...trotz Bitte IST es eine Unterstellung. Aber schon ok. Ich kann aber auch nicht behaupten, dass ich dir traue. Du hast mir geholfen und jetzt helfe ich dir. Und dann sind wir quitt", erklärte sie kurz die Situation, ging aber unbeirrt weiter. Und wieder Mal fiel ihr auf, wie ähnlich sie ihrem Bruder Rafael doch geworden war, obwohl sie die letzten drei Jahre nicht mal hier verbracht hatte. Es war einfach so. Sie waren im Grunde genau gleich. Nur dass Rafael eben etwas älter und Männlich war.

Haley führte die andere ein Stückchen durch die Stadt, bis sie an einem Mehrfamilienhaus ankamen, von denen es hier nur so wimmelte. Sie ging ins dritte Stockwerk und öffnete die Tür zu einer kleinen, eher spartanisch eingerichteten Wohnung, aber das Nötigste war immerhin vorhanden. "So. Bitte sehr. Ist alles da", präsentierte sie die kleine 2-Zimmer Wohnung.
Der kleine gerade Flur wies vier Türen auf. Eine direkt rechts neben der Eingangstür. Sie führte in ein kleines Badezimmer mit Dusche. Die daneben führte in die Küche, die recht schlicht in weißen Fliesen gehalten war und neben einem Gasherd auch noch eine Mikrowelle und eine kleine Kühl-Gefrier-Kombi vorzuweisen hatte.
Auf der anderen Seite des Flurs ging die vordere Tür ins Wohnzimmer, in dem sich ein einfaches Sofa, ein Fernseher und ein Esstisch befanden. Die Tür am Ende des Flures führte dann in ein kleines Schlafzimmer, das von Bett und Schrank fast gänzlich ausgefüllt wurde.

"Danke", meinte Haley nur auf das kleine Lob zu ihrer Wohnung und ein kleines Lächeln huschte ihr übers Gesicht, als sie sich vorstellte, wie sie noch mehr dieser Bestien auseinandernahm. "Oh stimmt...Wir haben uns nicht vorgestellt. Ich bin Haley." Gespielt übertrieben streckte Haley der anderen ihre Hand entgegen.

"Er hat mich verschleppt. Ich wollte nach Hause, der hat mich verfolgt. Wir kamen notgedrungen ins Gespräch und dann hat er mich weggeportet. Und schon war ich in der Halle mit nem Loch im Bauch. Zumindest so ungefähr. Was genau er von mir wollte, weiß ich aber nicht. Aber das wird er mir bestimmt sagen, wenn er sich von deiner kleinen Kopf-ab-Nummer erholt hat. Ich hab nämlich irgendwie so das Gefühl, dass den sowas herzlich wenig kratzt", führe Haley ihre Erklärung ein bisschen aus und ging in die kleine Küche. "Kann ich dir was zu Trinken anbieten? Oder ist dein Speiseplan eher Speziell? Dann muss ich dir nämlich schon im Voraus sagen, dass heute die Happy Hour frisch von der Schlagader abgesagt wurde", ergänzte sie mit einem schiefen Grinsen.

Haley zuckte mit den Schultern. "NA dann. Also auch mal zu meiner Verteidigung: Mir sind schon genug Dämonen begegnet oder ich hab von ihnen gehört, die Blut getrunken haben, obwohl sie keine Vampire waren. Das war einfach nur eine Frage zur Feststellung deiner Ernährung. Aber wenn die ganz normal ist...", Haley öffnete den Kühlschrank und das darin befindliche Gefrierfach, "wie wärs dann heute Abend mit Pizza? Hab noch zwei da", schlug sie mit der Nase im Eisfach vor.