Sooo... meine liebste Kisu, es ist mal wieder so weit und ich freu mich schon sehr darauf, hier mit dir allerhand Schabernack anzustellen
Meine Lieblinge für dieses Play hab ich hier noch ein Mal aufgelistet:

1. Träumerin Salina http://all2rs.de.tl/Salina.htm

2. Engel Liam http://all2rs.de.tl/Liam.htm

3. Damönin Ravesca http://all2rs.de.tl/Ravesca.htm

4. Dämon Navex http://all2rs.de.tl/Navex.htm


Hoffentlich wirds spaßig, böse und blutig ^^ Oder irgendwie so

(Dann erkläre ich die Spiele mal für eröffnet!)

Was für ein Abend... Da hatte man nach langer Suche, ewiger Warterei und ständigem Stress endlich genau den kleinen Idioten aus der Unterwelt gefischt und aufgemischt, den man hatte liefern sollen und dann war doch wieder alles falsch gewesen. Man hätte ihn belehren müssen... Man hätte ihn bekehren müssen.... Man hätte ihn bessern können.... So ein Scheiß! Den kleinen Penner ordentlich aufmischen und ihm die Tracht Prügel seines untoten Lebens verpassen! DAS hätte man machen müssen! Und genau das hatte Liam getan, nach bestem Wissen und Gewissen. Nicht, dass er ein Gewissen hatte, aber die da oben bestanden ja darauf, dass man ein reines Gewissen vorzuweisen hatte. Und an ihm hatte der Boss natürlich einiges auszusetzen. Er war gewalttätig, launisch, skrupellos... Die Liste nahm gar kein Ende. Und gäbe es die Möglichkeit, auch Engel auf der Schwarzen Liste vom guten Weihnachtsmann zu finden, wäre Liam mit Welten an Vorsprung auf dem ersten Platz.
Und jetzt war er, nach der Standpauke seines Lebens, hier gelandet... Auf der Erde. Halleluja... Mit einer mittlerweile leeren Geldbörse, einem abgetragenen, langen Mantel und einem Jahresvorrat an schlechter Laune. Zumindest hatten die 50$, die ihm sein Boss so großzügig in die Brieftasche „gezaubert“ hatte, für ein paar Zigaretten gereicht. Und das eine, zerknüllte Scheinchen, das er jetzt noch in der Tasche hatte, würde er in der nächsten Bar in flüssiges Gold investieren.
„06. Oktober 2016 – 20:42“, vermeldete die billige Digitaluhr an seinem linken Handgelenk. Wie komfortabel doch die Standardausstattung für Undercover-Engel war. Na gut, die hatten es tatsächlich besser. Er war ja immerhin auf Bewährung hier. Sollte sich mit irgendeinem Lutz oder so treffen. Weiß der Geier wo und wann, aber der kleine Liebling vom Boss würde ihn sicher bald aufstöbern.
Genervt steckte sich Liam eine Zigarette in den Mundwinkel und wühlte nach einem Feuerzeug, fand aber keines in seinen Taschen. Wie auch? Man wurde ja nicht fürs Sündigen ausgestattet...humorloses Pack da oben in der Verwaltungsetage... Nachdem er sich kurz umgesehen und keine Menschen in der Nähe ausgemacht hatte, entzündete Liam den Glimmstängel zwischen seinen Lippen mit einem kleinen elektrischen Funken. Der Rauch in seinen Lungen tat gut und er zog ein paar mal genüsslich an dem kleinen Papierröllchen, bevor er sich in Bewegung setzte. Der Himmel über der Stadt war voller Wolken und sicherlich würde es bald anfangen zu schütten, also machte sich Liam auf den Weg in die nächstgelegene Bar.
Der kleine dunkle Schuppen hörte auf den Namen „Ruby's Pub“ und hatte in etwa so viel Charme und Charakter wie eine scheintote 80-jährige, aber das war nicht sein Problem. Er fand einen Hocker an der Bar, einen Aschenbecher vor der Nase und eine Karte voll mit günstigem Whiskey. Was wollte er mehr? Ja ok...bestellen.

Schon als Liam der Geruch eines zu teuren Eau de Cologne in die Nase kroch, stellten sich sämtliche Nackenhaare bei ihm auf. Der säuselnde Paradiesvogel, der kurz danach direkt neben ihm Platz nahm, machte sie Situation nicht gerade besser und das schnell geleerte Whiskeyglas lieferte die perfekte Ausrede.
„Auf jeden Fall hast du dir hier jede Stinkbombe unter den Nagel gerissen. Und ich dachte, man hätte Gasangriffe als ethisch nicht vertretbar deklariert“, knurrte er und erhob sich. Schnell schob er die linke Hand in seine Manteltasche, um den Drink schnellstmöglich zu zahlen und zu verschwinden, aber seine Brieftasche hatte wohl Flügel bekommen. Und er konnte sich gut vorstellen, wo...
„Bezahl du das bitte, ich geh schnell Geld holen“, brummte er nur und schob sich dann an der strahlend weißen Modepuppe vorbei zum Ausgang. Schlimm genug, dass er tatsächlich an Lucien geraten war! Liam verfluchte sein Namensgedächtnis immer wieder, aber hätte er EIN Mal richtig zugehört, hätte er gewusst, dass er nun an genau dem einen Kerl hing, dessen Name sich nicht löschen ließ. Lucius, diese aufgetakelte, dauergrinsende, einparfümierte, stockschwule Rampensau! Scheiße noch eins!
Vor sich hin fluchend schob sich Liam aus der Bar und sein Blick viel direkt auf das junge Mädchen, das ihm entgegengekommen war, als er die Bar betreten hatte. Die einzige, die ihm entgegengekommen war. Und sie war ihm für seinen Geschmack etwas zu sehr auf den Pelz gerückt. Den Grund dafür konnte er in ihren Händen sehen. Mit donnernden Schritten kam er auf sie zu, baute sich vor ihr auf und verstellte ihr jeden Fluchtweg. Manchmal waren seine 1.97m aber auch wirklich praktisch.
„Wie wär's, wenn du mir das zurückgibst, hm? Und den Inhalt auch, wenn's recht ist“, schlug er ihr mit seiner basslastigen, rauchigen Stimme vor. Ohne einen weiteren Kommentar streckte er ihr die Hand fordernd entgegen und hielt sie auf wie eine Bärenfalle.

Kaum war das Mädchen auf und davon und die parfümierte Klaue seines werten „Kollegen“ auf seiner Schulter, schnaubte Liam, um zumindest ein bisschen Dampf abzulassen. Er holte tief Luft und atmete einen Augenblick lang einfach nur, um Lucius nicht an Ort und Stelle zu lynchen. Aber alle guten Vorsätze und Anti-Stress Übungen waren vergebens, denn in ihm kochte eine Wut hoch, die er nur zu gern an seinen Gegnern ausließ und mit der er auch nur selten einen Unterschied zwischen Freund und Feind kannte. Er hatte gute Lust, auf irgendwas einzudreschen und – oh Wunder! - da bot sich die Tucke ja geradezu an!
Mit einem Mal hatte er Lucius am Kragen gepackt und drückte ihn, sich seiner physischen Überlegenheit durchaus bewusst, gegen die Wand vor sich und kam seinem Gesicht mit seinem eigenen so nahe, dass sich die Nasenspitzen der beiden Engel beinahe berührten.
„So, du aufgeblasene Vogelscheuche....Nenn mir doch mal ganz schnell einen guten Grund, warum ich dich nicht hier und jetzt durch diese Wand drücken sollte. Dazu hätte ich nämlich grad verflucht viel Lust. Deinetwegen ist da soeben mein Startkapital davonspaziert und ich kam nicht mal dazu, der kleinen Göre zu verklickern, dass Diebstahl was ganz böses ist“, knurrte er Lucius an, durchaus noch um Beherrschung ringend, doch Disziplin in Sachen Form und Anstand war noch nie Liams Stärke gewesen. In dem Kurs war er eigentlich immer glatt durchgefallen.

Einen Moment lang war die Szenerie wie erstarrt. Liams Finger machten nicht die geringsten Anstalten, sich vom ach so teuren Stoff den Satinhemds zu lösen und der Engel ertappte sich dabei, wie er im Kopf die vielen Möglichkeiten durchging, wie man den lieben Herrn Bewährungshelfer am besten filetieren konnte, ohne sich einen Freischein in die Hölle abzuholen. Der Haken war, dass er kein Werkzeug zur Hand hatte, wenn man mal von seinen Blitzen absah, die in Anwesenheit von Menschen aber aus der Wertung fielen. Und unauffällig konnte er das ganze leider auch nicht lösen, da man ihn auf dem Kieker hatte und sehr genau im Auge behielt.
Widerstrebend knurrte Liam, ließ den anderen aber schließlich los und versenkte umgehend die mordlustigen Hände in seinen Manteltaschen um seine Zigaretten raus zu kramen. Ohne den anderen anzusehen, steckte er sich eine in den Mundwinkel. „Tu mir nur den einen Gefallen und verbiete mir weder Tabak noch Alkohol...“, grummelte er mit abwesendem Blick. „Du hast nicht zufällig Feuer? Wenn ich nämlich nicht gleich zumindest meinen Sargnagel hier genießen darf, hab ich tatsächlich bald ein Problem“, versuchte Liam es nun etwas versöhnlicher.
Man konnte dem reizbaren Engel vieles vorwerfen, aber er war dennoch nicht unvernünftig. Er hatte nur gelegentlich ein paar kleine Aussetzer und sah die Sache mit der Gerechtigkeit ein bisschen anders als seine Führungsetage.

Über den Scherz der weiß gekleideten Modepuppe konnte Liam nicht wirklich lachen, nahm aber durchaus den Versöhnungsversuch entgegen. Das strahlende Feuerzeug, das ihm kurz darauf gereicht wurde, betrachtete er zunächst skeptisch und suchte in Lucius' Gesicht nach Hinweisen auf einen weiteren Scherz, konnte aber keine entdecken. Schließlich nahm er den kleinen Feuerspucker entgegen und drehte ihn mit prüfendem Blick in der Hand.
Nein, er konnte den Kerl wirklich nicht leiden, an den er fürs erste gebunden war, und er hatte wirklich nichts übrig für dessen Fimmel und Ticks, aber er musste ihm lassen, dass das Feuerzeug, das er erschaffen hatte, wirklich hübsch war. Es funkelte vor sich hin und verstrahlte doch kein Licht. Ein greifbarer kleiner Lichtschein, gebündelt in seiner Hand. Das hatte schon etwas für sich. Neugierig ließ er es aufschnappen und drehte geübt den Feuerstein, sodass Funken aufstoben und eine schöne stete Flamme entstand. Unbewusst zog er eine Augenbraue aus reiner Anerkennung in die Höhe, als das Feuerzeug für eine rauchbare Zigarette sorgte und er den Rauch tief inhalierte. Kurze Zeit später ging es ihm auch schon viel besser und er ließ das Feuerzeug zuschnappen und in seine Manteltasche gleiten.
„Danke. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich das vorerst behalte? Ich hab das Gefühl, ich werd hier zum Kettenraucher mutieren“, brummte Liam schließlich, doch schon in deutlich ruhigerem Ton.
„Und wie soll's jetzt weitergehen? Ich hab keine Unterkunft, kein Geld, keine Ausweise... Wo fangen wir also an?“

Das Schauspiel, das sich Liam in der viel zu noblen Villa darbot, war wirklich Filmreif. Die Kulisse war in diesem Fall der nahezu pompöse Eingangsbereich, mit Marmor gefliest, mit Stuck an der Decke und einem garantiert ziemlich teuren Kristalllüster unter der Decke. Liam selbst bevorzugte es etwas schlichter und moderner, aber die ausblutende „Beinahe-Leiche“, die vor einer Kommode zusammengesackt war, rettete das ganze irgendwie doch.
Der Mann am Boden gab nur eine Farbe von sich und Lucius schien genau Bescheid zu wissen. Also wohl gute Freunde. Ganz offensichtlich gute Freunde, wenn man bedachte, wie Lucius hier einfach hereinspaziert war und seine Fähigkeiten genutzt hatte. Also schien dieser Kerl am Boden zumindest einen Teil der Wahrheit zu kennen.

Während Lucius in der Küche verschwand, besah sich Liam die Verletzung aus sicherem Abstand. Er hätte eingegriffen, aber zum einen schien es so, als hätte Lucius alles im Griff und zweitens war ihm grade nicht danach, den Helden zu spielen. Schließlich war der Verletzte dann auch versorgt und schaffte es sogar, Liam zu begrüßen und das auf eine Art und Weise, die dem humorlosen, kühlen Engel doch tatsächlich ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberte.
„Mit Selbstbedienung hab ich keine Probleme, Sie müssen mir nur verraten, wo die Bar ist. Soll ich Ihnen auch gleich einen einschenken? So für die Nerven?“, antwortete Liam noch immer mit einem leichten Lächeln im Gesicht.
Für einen Menschen steckte dieser Kerl seine Wunde echt ziemlich locker weg. Dafür hätte Liam seinen Hut gezogen, hätte er denn einen getragen. Der Kerl war tatsächlich sympathisch, aber irgendwas war hier doch faul. Liam kam nicht drauf, aber irgendwas an diesem Kerl war seltsam oder anders oder ihm bekannt... Er konnte es nicht zuordnen und beschloss schließlich, den Gedanken bei Seite zu schieben.
„Soll ich Ihnen vielleicht noch schnell einen Zivi ordern, damit Sie es aus dem Flur schaffen?“, fragte er noch mit seiner Art von Freundlichkeit und bot dem anderen zeitgleich seine Hand an, damit der arme sich mit der Gesunden Hand an ihm festhalten und sich hochziehen lassen konnte.

Liam schnalzte anerkennend mit der Zunge, als der Hausherr ihn auf die „Minibar“ hinwies, an der er sich bedienen durfte. Als er die ersten Türen öffnete wäre ihm sogar beinahe ein „Halleluja!“ raus gerutscht, aber er verkniff es sich mit knapper Not.
Ein Glück waren Liams Hände einigermaßen sauber, denn mit schmutzigen Pranken hätte er es nicht gewagt, eines der Kristallgläser, geschweige denn eine der Flaschen zu berühren. Doch angesichts der Umstände griff er nach zwei wunderschönen Gläsern und einer Flasche feinstem Single Malt Whiskey aus Irland. Die Iren wussten eben, was sie taten.
Mit seiner Beute kehrte er an den Tisch zurück, füllte die beiden Gläser und schob eines dem Hausherren zu. Das andere hob er selbst an, nachdem er die Flasche sorgsam abgestellt hatte. Mit einem prüfenden Blick à la „Du trinkst doch eh nicht, oder?“ sah er kurz zu Lucius hinüber, wartete aber dessen Reaktion nicht ab sondern prostete mit einem dankbaren Nicken dem Weißhaarigen zu. „Ich danke vielmals für diesen Anblick. Nach dieser Sammlung habe ich glaube ich alles gesehen und ich denke, der Himmel kann nicht schöner sein“, sagte er lächelnd und hob sein Glas.
„Auf Ihre Gesundheit. Cheers!“ Damit setzte er an und genoss den goldenen Tropfen.